Sagen rund um die Insel Rügen

Inhaltsverzeichnis

Die Hirtin vom Rugard 

Auf der östlichen Seite von Rügen steigt der Rugard zu 340 Fuß Höhe auf. Er bietet eine herrliche Aussicht dar. Hat man ihn erstiegen, so bilden nach Süden den reizenden Vordergrund ergiebige Getreidefelder, auf kleinen Flächen reifender Roggen und grünende Gerste, blühende Erbsen- und Kartoffelfelder im bunten, blühenden Gemisch. Fernhin erhebt sich der hohe mit Tannen bewachsene sogenannte Schloßhof von Putbus. Aus waldigen Umgebungen schimmern anmuthig die Gebäude zu Putbus. Eine Insel wechselt mit einem dunkel bemoosten Kirchthurm. Oestlich scheint ein schmales glänzendes Band Rügen mit Jasmund zu verbinden. Zwischen Rügen und Jasmund liegt ein wunderliches einziges Gemisch von Inseln, waldigen Vorgebirgen und Meereswindungen. Ueber Jasmund hinaus ziehen die weißen Segel der Kauffahrer auf der unermeßlichen Ostsee.

Am Abhange eines Hohlweges nahe beim Rugard liegt ein Stein, in den ein Peitschenhieb und die Fußspur eines Mädchens eingedrückt sein soll. Ein wollüstiger Höfling der Fürstenburg traf einst eine schöne Hirtin an, die ihre Heerde in der Einsamkeit nahe beim Rugard weidete. Das Mädchen mußte vor ihm fliehen. Als sie eben im Begriffe war, über den Hohlweg auf einen an der entgegengesetzten Seite liegenden Stein zu springen, rief ihr der nahe Verfolger zu: »So wenig als die Spur ihres Fußes sich dem Steine eindrücken und so wenig als sie mit ihrer Peitsche eine Vertiefung in den Stein hauen könne, eben so wenig werde sie ihm entkommen.« Das Mädchen sprang, hieb im Sprunge mit der Peitsche auf den Stein, und siehe, ihre Fußspur war dem Steine eingedrückt, der Peitschenhieb hatte eine Vertiefung im Steine hervorgebracht und sie selbst war gerettet.

Andere erzählen fast entgegengesetzt: Am Rugard habe täglich ein junges schönes Schäfermädchen ihre Heerde geweidet, das sei auf Gottes Erdboden so verlassen gewesen, daß sie auf der ganzen Welt keine treue Seele gehabt habe, außer ihrem klugen Schäferhund. Bald aber fand sich ein junger und reicher Ritter ein, verliebte sich in sie und wollte sie freien. Sie meinte, er habe sie zum Besten, allein er wollte sich nicht abweisen lassen. Endlich sprach sie: »Ein Zeichen muß über unser Schicksal das erste und letzte Urtheil fällen«, und ließ sich versprechen, daß er es in jedem Falle durch die That anerkennen wolle. Da sprach das Mädchen weiter: »Wenn ich an die Redlichkeit Eurer Absichten glauben soll, Herr Ritter, so muß mein Fußtapfen und die Pfoten meines Hundes sich als Merkmal und Zeuge für immer in diesen Stein eindrücken.« Damit sprang sie auf den Stein und der treue Schäferhund sprang ungerufen ihr nach. Aber das Alles begleitete der Ritter mit so heißen und treuen Gedanken, daß von Stund an das verlangte Zeichen an dem Steine zu sehen war und noch heute von der nachmals zwischen dem Ritter und dem Schäfermädchen abgeschlossenen glücklichen Ehe Zeugniß ablegt.

Der Schäfer auf Rügen

Ein Schäfer hütete auf Rügen; da entstand ein Wirbelwind, aus welchem ein Siebrand auf ihn zufuhr. Als der Hirte den Rand gefaßt hatte, stand im Nu ein Mädchen vor ihm, das rief klagend:

»Mien Sevenrand, mien Sevenrand!

Wo röpt mine Moder in Engelland.«

Da reicht der Schäfer ihr den Siebrand und sogleich war das Mädchen verschwunden.

Die Unterirdischen auf Rügen

Vor Zeiten ist das ganze Rügenland voll Unterirdische gewesen, die haben in Hügeln, Hünengräbern und Ufer-Abhängen gewohnt. Es gab ihrer vier verschiedene Arten, graue, schwarze, grüne und weiße. Die grauen waren den Menschen am gefährlichsten, demnächst die schwarzen. Beide haben Mädchen nachgestellt, Säuglinge vertauscht und den Menschen manchen Schabernack getan. Die weißen aber waren fromm und gutthätig. Jede Partei hatte ihren eigenen König und ihre abgesonderten Wohnstätten. Der Hauptsitz der schwarzen war im Wallberge bei Garz; bei Bergelave und in den neuen Bergen beim Dorfe Rothenkirchen wohnten die grauen, bei Patzig die weißen und die grünen in der Granitz.

Auf dem Zudar ist ein Hügel, in welchem früher Unterirdische gehaust haben. Dort ritt einst spät einer vorbei, der traf die Unterirdischen, wie sie draußen am Hügel schmausten und zechten. Da bat er sich im Übermute auch einen guten Trunk aus, und sogleich brachte ihm einer vom kleinen Volke einen gefüllten goldenen Becher. Der Reiter aber schüttete das Getränk über seinen Kopf weg, gab dem Pferde die Sporen und jagte mit dem Becher als Beute davon. Da rief es hinter ihm: »Vierbeen lop, Eenbeen kriegt di!« und die Unterirdischen, die nur ein Bein hatten, waren flugs hinter ihm drein, ja einer ist schon nahe daran, das Pferd am Schweife zu fassen, als er die Zudar’sche Kirche erreichte und gerettet war. Dort in der Kirche ist noch heute der Becher zu sehen.

Später haben die Unterirdischen das Land verlassen. Sie sind durch ganz Rügen gezogen und haben sich vom Goldberge aus, der hinter Poseritz liegt, vom Glewitzer Fährmann übersetzen lassen. Dieser ist dadurch zu großem Reichtum gelangt und seine Nachkommen sind noch bis auf den heutigen Tag vermögende Leute. Zu ihm also kam eines Abends ein kleiner Mann und bestellte ihn zum Ueberfahren. Da hat er denn die ganze Nacht fahren müssen und doch nicht gesehen, was er überbrachte, sondern nur die Last in der Fähre gefühlt, daß das Boot tief hineinsank. Als das letzte Boot voll hinüberfuhr, fragte ihn der kleine Mann, ob er einen Scheffel Geld haben oder kopfweise für seine Arbeit bezahlt sein wolle. Der Fährmann wählte den Scheffel Geld. Dann fragte ihn der Kleine wieder, ob er auch wohl wissen möge, was er gefahren, und als er es bejaht, setzte der Mann ihm seine Mütze auf. Da sah der Fährmann das ganze pommersche Ufer wimmeln von Unterirdischen, und erfuhr von seinem Begleiter, daß sie alle Rügen verließen, da für sie kein Segen mehr im Lande sei, seit die Menschen angefangen, Brod und Getreide zu kreuzen und den Besen aufrecht hinzustellen, mit dem Stiel nach unten.

Von da an nämlich haben die Unterirdischen nicht mehr daran kommen können. Einige erzählen, daß es allein die grünen gewesen sind, welche sich mit ihrem König beim Goldberg haben übersetzen lassen.

Die Soldaten im Burgwall

Früher wohnten im Dorfe Schwierenz auf Jasmund Bauern; nun ist das Dorf verschwunden und es stehen nur noch einige Kathen dort. Eines Morgens vor Aufgang der Sonne wollte ein Bauer von dort Hafer nach Bergen zum Verkauf fahren, und als er in den Weg kam, der von Stubbenkammer nach Nipmerow führt, stand da ein Mann und fragte, ob er ihm nicht seinen Hafer verkaufen wolle. Der Bauer ging auf den Handel ein und mußte dem Fremden folgen. Der fuhr ihn, so dünkte es dem Bauer, den Weg nach dem »Borgwall« (Herthaburg); da es aber immer noch finster blieb, war nichts zu erkennen. So gelangten sie über Zugbrücken und durch Tor vor ein großes Gebäude, nach der Rechnung des Bauern mußte es im Burgwalle sein. Da wurden die Pferde abgeschirrt, der Hafer ward abgeladen und der Bauer ward von seinem Begleiter in einen Saal geführt. Dort sah er viele wie Soldaten bewaffnete Männer an langen Tischen sitzen, die hatten alle das Haupt auf den Arm gestützt und schliefen. Als er hereintrat, erwachten sie und fragten, was es Neues in der Welt gäbe. Er antwortete: »Nichts Neues!« und da schliefen sie weiter. Dann führte ihn der Mann in ein zweites Gemach. Da standen an Krippen viele Pferde. Und bei jedem Pferde stand ein gerüsteter Mann. Ueberall waren die gleichen Husaren, den einen Arm hatten sie auf den Rücken der Pferde gelehnt und schliefen ebenfalls. Als der Bauer hereintrat, wachten die Männer auf und thaten dieselbe Frage, was es draußen Neues gebe. Auf die wiederholte Antwort »nichts Neues« aber schliefen auch sie weiter. Nachdem der Mann ihn dann aus dem Gebäude geleitet, ihm das bedungene Geld für den Hafer gegeben, auch ihn und seine Pferde mit reichlicher Nahrung gesättigt hatte, fuhr der Bauer ab, und da er hinauskam, war es noch immer finster, als er aber die Stelle wieder erreichte, wo er am Morgen den Fremden angetroffen hatte, ging eben die Sonne unter.

Die Entstehung der Insel Hiddensee bei Rügen

Nordwestlich von der Insel Rügen liegt die Insel Hiddensee. Dieselbe soll vor Alters mit Rügen zusammengehangen haben, aber durch folgende Begebenheit von ihm getrennt worden sein.

Es war an einem unfreundlichen Novemberabend, als ein kalter Nordwestwind über die kahlen Felder und auch durch die entlaubten Eichenwälder der Insel Rügen sauste. Am Meisten litt aber unter der Wuth des Sturmes ein kleines Fischerdörfchen, welches auf der nordwestlichen Spitze der Insel lag, und seine mit Lehm plump ausgefütterten Strohhütten wären sicher von der Windsbraut fortgeführt worden, wären nicht die Dächer mit schweren Steinen beschwert gewesen.

Nur eine der Hütten, abgelegen von den andern und ganz im Grunde, war in etwas besserem Stande; sie gehörte einer alleinstehenden Wittwe, Mutter Hidden, welche hier mit einer Kuh, deren Milch sie zu ihrem Unterhalte bedurfte, ganz getrennt von allem Verkehr mit ihren Nachbarn lebte. Sie war jedoch nicht mittellos, sondern hatte in ihren Truhen manchen harten Thaler und manche Kleinodien und manches Stück Wäsche und Seidenstoff liegen, welche ihr Mann, als Lootse in seinem Berufe verunglückt, als Strandrecht zusammengebracht hatte. Allein sie gab Niemandem etwas von ihrem Reichtum weder zu sehen noch zu genießen, ihren Sohn aber, der ein armes Mädchen aus dem benachbarten Dorfe geheirathet hatte, hatte sie verstoßen und nie wieder vor sich gelassen. Sie saß bei einem düstern Torffeuer auf der Ofenbank, da klopfte es an die Tür ihrer Hütte. Sie stellte sich anfangs, als höre sie nichts, als aber das Klopfen nicht nachließ, öffnete sie zwar und schaute hinaus, als sie aber draußen einen Mann in der grauen Kutte der Corveier Mönche, denen damals die Insel Rügen gehörte, stehen sah und hörte, daß dieser sie demüthig um ein Nachtlager und einen Bissen Abendbrod bat, da schlug sie ihm schnell die Tür vor der Nase zu und rief, sie brauche ihr bischen Brod selbst nöthiger, als daß sie es mit unverschämten Bettlern theilen könne. So mußte der arme Alte wieder abziehen und wanderte nun mühsam im Sturmgebrause weiter ins Dorf hinan und pochte an die Tür des letzten Hauses im Dorfe. Auch hier saß eine Frau ganz allein noch wach bei den wenigen Kohlen des glimmenden Torffeuers: während ihre Kinder halbnackt in einem Winkel der Stube fröstelnd auf einem Haufen alter Lumpen schliefen, flickte sie mühsam die Maschen eines alten zerrissenen Fischernetzes, denn ein neues konnte sie nicht kaufen, so arm waren sie, trotzdem daß ihre Schwiegermutter die reiche Frau Hidden war. Die Frau rief herein, allein obwohl auch sie eigentlich keinen Grund hatte, von dem Wenigen, was sie besaß, etwas wegzuschenken, stand sie keinen Augenblick an dem ermüdeten Greise ein Obdach und eine warme Suppe anzubieten. Der Arme nahm erfreut Beides an und streckte sich neben dem Torffeuer auf ein schnell bereitetes Lager von Binsen und Schilf hin, während die Frau selbst wach blieb und ängstlich auf ihren Mann, der auf den Fischfang ausgefahren war um etwas für seine darbende Frau und Kinder zu verdienen, wartete. Derselbe war am andern Morgen, als der Alte aufbrach, noch nicht zurück, allein letzterer sprach der bekümmerten Frau Muth ein und meinte, ihr Mann werde des Wetters wegen wohl auch ein Obdach bei mitleidigen Seelen gesucht und gefunden haben, und so war es auch. Beim Abschied fügte er noch hinzu: »Gebt Acht, gute Frau, die Arbeit, die Ihr heute zuerst beginnen werdet, die wird Euch den ganzen Tag gelingen.« Damit verschwand er.

Die Kinder schliefen noch und die fleißige Frau in der Meinung, daß sie auch an dem kalten und finstern Novembermorgen immer noch früh genug aufständen, ihr karges Frühstück, eine Brodsuppe, auch lange schon über dem Heerde stand, ging in ihre Lade um ein Stückchen Leinwand herauszuholen und davon so viel abzuschneiden, als sie zu einem Hemdchen für ihr kleinstes Kind bedurfte. Sie nahm die Elle und maß, um zu sehen, wie viel dann noch übrig bleiben werde, allein je länger sie maß, desto mehr blieb noch zu messen übrig und als ihre Kinder endlich erwachten und ihr Frühstück verlangten, da maß sie immer noch, schon waren die wenigen Stühle und Bänke voll von der schönsten weißen Leinwand und immer noch nahm das Stück kein Ende. So maß sie denn immer weiter und weiter, bald war in der engen Stube kein Raum mehr übrig und so maß sie denn immer vorwärts zum Hause hinaus und auf die Dorfgasse, und aufs Feld und immer weiter, bis zum Abend, wo ihr Mann wirklich wiederkehrte, da hatte sie so viel Leinwand gemessen, daß, als sie zusammengelegt ward, ein solcher Berg davon aufgetürmt war, daß er weit über das Dach ihrer Hütte hinausreichte. Erst als sie die Elle nicht mehr halten konnte, hörte sie auf und da war auch das Stück zu Ende. Am andern Morgen aber, als die Nachbarn erfuhren, welchen Segen an Leinwand der alte fremde Mann in jenes Haus gebracht hatte, kamen bald von allen Seiten Käufer, welche sich um das schöne weiße Gewebe stritten und sich im Preise überboten. So waren die Armen bald aus aller Noth und konnten um das beste Haus im Dorfe handeln.

Bald gelangte aber die Kunde von dem Glücke, welches der armen Fischerfamilie widerfahren war, auch zur Schwiegermutter derselben, der Frau Hidden. Welche Vorwürfe machte sie sich, daß sie den Alten so grob fortgewiesen hatte und wie mißgönnte sie ihren eigenen Kindern den wohlverdienten Reichtum. Der Gedanke, daß auch sie so glücklich habe sein können und nur durch ihren eigenen Unverstand um ihr Glück gekommen sei, ließ ihr keine Ruhe und so ging sie denn aus und suchte in der ganzen Umgegend den alten Mann, und als sie ihn endlich fand, da lud sie ihn mit den liebreichsten Worten ein, er solle für die nächste Nacht in ihrer Hütte fürlieb nehmen, sie sei gestern in einer gereizten Stimmung gewesen und bereue ihre Ungastlichkeit bitter. Der Alte nahm ihre Entschuldigung scheinbar gut auf, kam auch richtig zum Abend, und nachdem ihm Frau Hidden das Beste vorgesetzt, was sie hatte auftreiben können, räumte sie ihm ihr eigenes Bett zum Nachtlager ein und schlief selbst auf dem bloßen Erdboden. Endlich kam der Morgen und der Gast schied mit demselben Versprechen, das er Tages zuvor ihrer Schwiegertochter zurückgelassen hatte. Voller Freude, doch noch ihr Ziel erreicht zu haben, beschloß sie die Arbeit anzufangen, von der sie sich den meisten Nutzen versprach, sie wollte ihr Geld zählen. Sie holte also aus der Truhe einen alten ledernen Beutel, der ihre ersparten Thaler enthielt, und machte sich daran, ihn auszuschütten, als sie auf einmal ein klägliches Brüllen aus dem Stalle hörte und sich besann, daß sie in der Aufregung am gestrigen Tage vergessen hatte ihre Kuh zu tränken. Woher sollte sie Milch nehmen, wenn das Thier durch ihre Nachlässigkeit krank würde? Schnell griff sie zum Eimer um Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen, allein als sie denselben voll geplumpt, blieb die Brunnenstange wie festgebannt ihr in der Hand kleben, sie mußte Eimer über Eimer heraufziehen und immer strömte das Wasser fort aus dem Brunnen, bald stand sie über die Kniee im Wasser, sie rief um Hilfe, aber Niemand hörte sie. Immer höher stieg das Wasser, immer höher kletterte die Alte in Todesangst, aber es war, als wüchse der Brunnen mit ihr, bis sie endlich auf der höchsten Spitze ihres Hauses stand wie auf einer Insel und immer noch, wie von Zauber befangen, das Wasser schöpfen und die Fluth rings um sie her vergrößern mußte. Eine unnennbare Angst ergriff jetzt auch die Bewohner des übrigen Dorfes, noch waren ihre Hütten, die freilich viel höher lagen, verschont, aber wie lange konnte dies dauern, wenn der Fluth nicht Einhalt getan ward? Die Kuh der Frau Hidden hatte sich losgerissen und gerettet, aber ihr ganzes übriges Eigenthum war durch die Gewalt des Wassers zerstört oder fortgespült worden. Wie ein großer Graben zog sich das Wasser schon zum Meere hin, da endlich ging die Sonne unter und der Bann war gelöst. Die Fischer kamen auf ihren Booten heran und holten die halbtote Alte von ihrem schwankenden Dach herunter; sie brachten sie zu ihrem Sohne, bei dem sie bis zu ihrem Ende eine liebreiche Aufnahme fand.

Nach einer andern Sage hätte sie übrigens nicht ihre Kuh tränken wollen und deshalb ihre erste Arbeit im Plumpen begonnen, sondern es sei ihr gerade, als sie sich zum Zählen ihrer Sparpfennige anschickte, ein natürliches Bedürfniß angekommen. Sie sei also zur Tür hinausgegangen und habe sich niedergekauert, aber als sie einmal anfing ihr Wasser zu lassen, konnte sie nicht wieder aufhören, sondern sie mußte in ihrem Geschäft fortfahren bis die Sonne unterging. Dadurch entstand ein See, der immer größer ward und zuletzt so groß war, daß er alles Land überschwemmte und das Stück Landes, welches jetzt nach ihr Hiddensee heißt, von Rügen für alle Zeit abtrennte.

Original: Johann Georg Theodor Grässe, Sagenbuch des preußischen Staates

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