Sagen zum Heiligen Winfried oder Bonifacius

Als der heil. Winfried, genannt Bonifacius, die Hessen bekehren wollte, kam er auf einen Berg, wo ein heidnisches Gotteshaus stand, das ließ er umreißen und die erste christliche Kirche bauen. Seitdem heißt der Berg Christenberg, (vier Stunden von Marburg) und zweihundert Schritte von der Kirche weisen die Leute noch heutigestags einen Fußtritt im Stein, der von Bonifacius herrührt, als er vor heiligem Eifer auf den Boden stampfte. Wie er nach Thüringen kam, ließ er zu Großvargula eine Kirche bauen, die er selbst einweihen sollte. Da steckte er seinen dürren Stab in die Erde, trat in die Kirche und las die Messe; nach vollbrachtem Gottesdienst hatte der Stab gegrünt und Sprossen getrieben.

Eine Stunde von Wanfried liegt der Hülfenberg, auf diesen Berg befahl der heilige Bonifaz eine Capelle zu bauen. Unter dem Bauen kam nun oft ein Mann gegangen, der fragte: was es denn geben sollte? Die Zimmerleute antworteten immer: „ei, eine Scheuer solls geben.“ Da ging er wieder seiner Wege. Zuletzt aber wurde die Kirche immer mehr fertig und der Altar aufgebaut und das Creuz glücklich gesteckt. Wie nun der böse Feind wiederkam und das alles sehen mußte, ergrimmte er und fuhr aus, oben durch den Giebel; und das Loch, das er da gemacht, ist noch bis den heutigen Tag zu sehen und kann nimmer zugebaut werden. Auch ist er inwendig in den Berg gefahren und suchte die Kirche zu zertrümmern, es war aber eitel und vergebens. Das Loch, worin er verschwand, nennt man das Stuffensloch, (wie den ganzen Berg auch Stuffensberg) und es soll zu Zeiten daraus dampfen und Nebel aufsteigen. Von dieser Capelle wird weiter erzählt: sie sey einer Heiligen geweiht, rühre ein Kranker deren Gewand an, so genese er zur Stunde. Diese Heilige aber wäre vordem eine wunderschöne Prinzessin gewesen, in die sich ihr eigener Vater verliebt. In der Noth hätte sie aber zu Gott im Himmel um Beistand gebätet, da wäre ihr plötzlich ein Bart gewachsen und ihre irdische Schönheit zu Ende gegangen.

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